Projektionskunst im Heilbad
Für den Clou der Open-Air-Ausstellung sorgt Klaus Obermaier. Er projiziert auf das Kurmittelhaus das Fassadenbild eben dieses Gebäudes: mit antikisierendem Säulenportal, Bogenfenster und Türmchen. Aber diese täuschend echte Bildfassade kann durch die Bewegung von Passanten in Schwingung versetzt, atomisiert, ja zum digitalen Einsturz gebracht werden. Ausgerechnet das "Heiligtum" von Bad Rothenfelde wird zum Objekt "destruktiver" Spiele.

Deutschlandradio Kultur 
Volkhard App, 27. September 2011


Auf der Bilderautobahn
Ein ganzes Haus mit ein paar Hüftschwüngen zum Einsturz bringen? Da sagen auch die herz- und rheumakranken Patienten der Kliniken von Bad Rothenfelde nicht Nein. Heben sie die linke Krücke, explodiert das Kurhaus der Stadt auf der entsprechenden Seite, wackeln sie mit dem Kopf, zerfällt der schmucke Giebel mit den gekreuzten Hämmern. Und sind sie noch gesund genug, um ein wenig zu tanzen, dann fliegt das ganze Schmuckstück dieses Kurorts bei Osnabrück in Tausende Klötzchen – allerdings nur bei Nacht.
Natürlich will Klaus Obermaier die Kranken am nächsten Morgen nicht um ihre Solebäder und warmen Packungen bringen. Deswegen hat der Wiener Medienkünstler im Rahmen der Projektions-Biennale „Lichtsicht“ für seinen stillen Abriss nur die Fassade des 1909 eröffneten Gesundheitspalastes mit einer Lichtschicht verdoppelt. Kreuzt jemand einen Sensor vor dem Haus, dann kann er es mit seinen Bewegungen interaktiv zerfetzen. Dieses gleichzeitig spielerische, freche und spektakuläre Projekt ist das Herzstück der künstlerischen Genesungshilfe, die seit 2007 alle zwei Jahre den Klinikstandort mit 7000 Einwohnern zum Mekka der Beamer-Avantgarde macht. ...

Süddeutsche Zeitung
Till Briegleb, 12. Oktober 2011


Bilder im endlos weichen Fluss
Schießen die Steine des Kurmittelhauses in einer großen Explosion auseinander? Keine Angst: Der Knall ist nur optischer Natur – Bad Rothenfelde richtet die dritte „lichtsicht“-Biennale aus.
Klaus Obermaiers rasante Projektion „Dancing House“ bringt die klassisch-brave Säulenfassade des Kurmittelhauses nicht nur in Bewegung, sie funktioniert obendrein interaktiv. Der Besucher beeinflusst mit eigenen Körperwendungen, mit welchem Tempo und in welche Richtungen die Mauersteine scheinbar davonfliegen.

Neue Osnabrücker Zeitung
28. September 2011


Avantgarde im Kurort
Immer wenn es Nacht wird

Die Projektions-Biennale Lichtsicht nutzt die Mauern des niedersächsischen Kurorts Bad Rothenfelde für ein internationales Projektionskunst-Event.

Bad Rothenfelde ist kein Ort der großen Aufregung. Gepflegte Häuser an gepflasterten, schmalen Straßen prägen die Gemeinde im südlichen Niedersachsen. Vor allem ältere Leute besuchen den Kurort. Hier sprudelt nicht gerade das Leben, sondern höchstens der ein oder andere Brunnen im Kurpark.
Wohl kaum jemand würde hier moderne Kunst erwarten. Doch tatsächlich hat die 7.400-Seelen-Gemeinde ihr eigenes Kunst-Event, die Projektions-Biennale Lichtsicht, deren dritte Ausgabe am 1. Oktober startet. International tätige Medienkünstler bespielen Fassaden und Wasserflächen im Kurpark mit digitalen Bildern. Der österreichische Medienkünstler Klaus Obermaier jagt gar das ehrwürdige Kurmittelhaus in die Luft: Seine Installation lässt das Gebäude scheinbar explodieren. "Dancing House" betitelt Obermaier die Projektion freundlich.

TAZ
Anne Reinert, 30.September 2011



DANCING HOUSE wurde mit dem 1. Platz
beim LichtRouten Preis 2013 ausgezeichnet.


Das Kurmittelhaus zum Tanzen bringen
Die dritte Projektionsbiennale "Lichtsicht" in Bad Rothenfelde, die am heutigen Samstag eröffnet wird, bringt den Betrachter richtig in Bewegung. Dieses Mal heißt es nicht nur, die Medienkunstwerke zwischen altem und neuem Gradierwerk und Kurpark-Teichen spazierend zu entdecken, sondern der Österreicher Klaus Obermaier fordert den Betrachter vor dem Kurmittelhaus zu gymnastischen Übungen heraus.
Denn je mehr Bewegung in einem umrissenen Feld vor dem Kurmittelhaus, desto stärker verändert sich die Projektion auf der Fassade. Der Medienkünstler, Regisseur und Choreograf projiziert ein Foto von der klassizistischen Fassade des Kurmittelhauses deckungsgleich auf das Gebäude. Mittels Kamera nimmt er die Bewegungen der Betrachter auf und lässt sie drei verschiedene Programme beeinflussen. Einmal zucken Lichtblitze, dann geraten konstruktive Raster in Bewegung und schließlich gerät der Verbund der Steine in Auflösung. Wenn sich der Betrachter heftig genug bewegt, kann er die ganze Fassade zum Einsturz bringen.

Mindener Tageblatt
Ursula Koch, 1. Oktober 2011


Lebendiges Echtzeitkunstwerk
Mit der sehenswerten Performance „the concept of… (here and now)“ des österreichischen Medienkünstlers Klaus Obermaier startete am Samstag die „lichtsicht“ in Bad Rothenfelde.

Elektronische Klänge hallen durch die salzhaltige Luft am Neuen Gradierwerk. Auf einer Bühne erscheinen zwei Tänzerinnen im Scheinwerferlicht, die zur Musik eine expressive Abfolge aus statischen Figuren und dynamischen Bewegungsabläufen inszenieren.
Gleichzeitig werden ihre Körper von Kameras auf der Bühne aufgezeichnet, ihre Bilder in einem PC moduliert und das Ergebnis auf eine riesige Leinwand projiziert, die am Gradierwerk befestigt ist. Hier mutieren die Körper zu entmaterialisierten grafischen Strukturen oder verdichten sich zu abstrakten Landschaften aus bewegten Vertikalen in Rot und Weiß.
Die Musik verändert sich. Nach den Sphärenklängen von José M. Sánchez-Verdú kommt bizarre Rhythmik in einer Eigenkomposition von Obermaier selbst ins Spiel. Die Tänzerinnen, jetzt schwarz-weiß gekleidet, transformieren auf der Leinwand zu flächigen, Schlieren ziehenden Gefügen, körperhaft, sinnlich. Ein lebendiges Echtzeitkunstwerk, für die Faszination des Moments kreiert.
Die Blicke der Zuschauer switchen zwischen Bühne und Leinwand, zwischen Realität und künstlerischer Konversion. Die Perspektive der Kamera subsumiert sich dank der Verfremdung durch den PC zu einer neuen Sehweise.
Zu einem Finale laden Obermaier und die Tänzerinnen von der Accademia Nazionale di Danza in Rom mit der Musik von Alessandro Scarlatti ein. Durch eine von dem Österreicher programmierte Software werden jetzt nicht nur die Bilder, sondern auch die Barocksounds zerhackt, gescratcht, zu neuer Ästhetik komponiert.
Humoresk kitzelt ein überdimensionaler Fuß eine am Boden liegende Frau, die sich vor Lachen krümmt. Hier wird klar, dass den Tänzerinnen die schwierige Aufgabe obliegt, in bestimmten Sequenzen der Performance sowohl zu agieren als auch die Leinwand im Auge zu behalten, damit die erzeugten Bilder inhaltlich auch „stimmen“.
Schließlich vervielfältigt Obermaier die Tanzenden zur Originalmusik Scarlattis, choreografiert sie raumgreifend auf der Riesenleinwand, bis ganze Heerscharen in Tutus bei einem wahren Feuerwerk auseinanderbranden.

Neue Osnabrücker Zeitung
Tom Bullmann, 3. Oktober 2011


3. Projektionsbiennale Bad Rothenfelde
Der österreichische Künstler Klaus Obermaier ist mit „Dancing House“ von 2011, einer interaktiven Videoinstallation und Projektion auf das Kurmittelhaus vertreten. Bei starker Bewegung durch den Zuschauer auf einer dafür vorgesehenen, markierten Bodenfläche geraten dessen Mauern scheinbar ins Wanken, Steine fliegen auseinander und erzielen interessante Effekte, die zum Staunen bringen.

osnabrueck-kultur.de
Kultur Magazin für Osnabrück, 1. Okt. 2011










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Klaus Obermaier

Dancing House

interactive projection mapping